Von einer Idee und einem kanadischen Planwagen zur gelebten Tradition

08. Juli. 2025 / Campusleben

Im Jahr 2014 bekam der Arbeitskreis „Zeltplatz Friedensau“ eine besondere Gelegenheit: eine einwöchige Reise in die USA – mit dem Ziel, Zeltplatzmodelle und sogenannte „Summercamps“ kennenzulernen. Dies war eine intensive, inspirierende Woche voller neuer Eindrücke, wertvoller Gespräche und Begegnungen mit engagierten Menschen vor Ort.

Besonders beeindruckt hat uns damals der Besuch in Camp Au Sable – einem riesigen Areal unserer Freikirche in Michigan, auf dem jährlich Summercamps für Hunderte von Kindern und Jugendlichen stattfinden. Im Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort erfuhren wir, dass neben den Freizeiten, die dort stattfinden, das weitläufige Gelände mit Wäldern, einem See, zahlreichen Freizeitattraktionen und verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten von ehemaligen Teilnehmern der Summercamps unterstützt wird – und zwar nicht nur finanziell, sondern auch durch tatkräftiges Anpacken. Diese Idee der „wiederkehrenden Helferinnen und Helfer“ hat uns fasziniert!

Wir wagten unser erstes WorkCamp

Obwohl unser Zeltplatz in Friedensau nicht mit der Dimension eines amerikanischen Summercamps vergleichbar ist, so wurde doch klar: Auch bei uns gibt es immer etwas zu tun. Neue Ideen warten auf ihre Umsetzung, und manches Bestehende braucht Pflege und Reparatur. Was oft fehlt, sind nicht nur die finanziellen Mittel – sondern vor allem helfende und geschickte Hände.

Außerdem hatten wir mit im Gepäck eine Bauanleitung und originale Bauteile für einen kanadischen Planwagen, in dem man mit acht Personen übernachten kann. Dieser sollte eine weitere besondere Übernachtungsmöglichkeit auf unserem Zeltplatz werden. Doch der Korpus aus Holz musste hier vollständig neu gefertigt werden – von Hand, mit Geschick und Leidenschaft. Wir hatten also ein größeres Projekt, wir hatten das Material – und so wurde aus der Idee Wirklichkeit: Wir wagten unser erstes WorkCamp.

„Alles muss klein beginnen“ – das galt auch hier

Drei Teilnehmer meldeten sich für eine Woche an. Drei hochmotivierte Menschen, denen der Zeltplatz schon immer am Herzen lag, die Lust hatten, mit anzupacken, sich die Zeit nahmen und gemeinsam ein Ziel verfolgten: den ersten Planwagen für den Zeltplatz Friedensau zu bauen.

Ein weiteres, besonderes Kapitel begann mit der neuen Überdachung unserer Arena. Zunächst war es angedacht, die alten Sitzbänke wiederzuverwenden. Leider war das nicht möglich. Für neue Bänke fehlte uns jedoch die sichere Finanzierung. So entstand die Initiative www.kauf-ne-bank.de. In relativ kurzer Zeit konnten durch zahlreiche Unterstützer die reinen Materialkosten gedeckt werden – doch der Bau der Bänke selbst blieb eine Herausforderung. Über mehr als vier WorkCamps hinweg arbeiteten engagierte Teams daran, die vielen neuen Bänke zu bauen – ein echtes Mammutprojekt, das nicht nur Schweiß, sondern auch viel Teamgeist und Ausdauer erforderte.

Bald danach brauchte das Ökohaus auf dem Gelände unsere Aufmerksamkeit: Die Außenfassade war in die Jahre gekommen. Dank einer großartigen Kooperation mit der Firma, die auch schon im Jahr 1990 den Bau des Ökohauses unterstützte, wurden die Farben dafür gesponsert – und so konnte die Sanierung erfolgreich mit den WorkCampern umgesetzt werden.

Viele wichtige Projekte wurden realisiert

Darüber hinaus gab es in den letzten Jahren noch viele andere, nicht weniger wichtige Projekte: mehrere Blockhütten wurden neu gedeckt, unsere Grünflächen intensiv gepflegt, unzählige Reparaturen durchgeführt – alles im Rahmen der WorkCamps, alles mit freiwilligem Engagement und liebevoller Hingabe. Heute – im Jahr 2025 – blicken wir dankbar auf zehn Jahre WorkCamps zurück. Was einst klein begann, hat sich zu einer festen, lebendigen Tradition entwickelt. Zwei Mal im Jahr kommen heute zwischen 15 und 25 Menschen zusammen, um gemeinsam etwas zu bewegen, mit anzupacken.

An den Abenden, wenn die Beine müde und die Arme schwer sind, versammeln wir uns oft am Lagerfeuer. Dann wird über Gott und die Welt gesprochen – und das ganz wörtlich. Über die Jahre sind echte Freundschaften entstanden, und die Wiedersehensfreude beim nächsten WorkCamp ist groß. Am Sabbat besuchen wir den Gottesdienst, verbringen den Nachmittag bei einem schönen Ausflug in die Umgebung und lassen uns abends kulinarisch verwöhnen. Und oft – ja, sehr oft – werden genau dann schon die Pläne fürs nächste WorkCamp geschmiedet.

Mitmachen und weitersagen – ausdrücklich erwünscht

Ob jung oder alt – im WorkCamp ist Platz für alle: Handwerker mit Erfahrung, junge Leute mit Lernlust, Pflanzenliebhaber, Menschen mit einem großen Herzen für den Zeltplatz Friedensau. Uns ist sehr wohl bewusst, welchen Segen wir durch die Unterstützung der „Anpackerinnen und Anpacker“ in den letzten Jahren erfahren durften. Durch dieses Engagement bauen wir weiter an dem Ort, der jungen Menschen Raum zum Wachsen, Lernen und Entdecken gibt und Begegnungen aller Generationen ermöglicht. Die Einladung gilt bereits jetzt: Das nächste WorkCamp findet vom 7. bis 14. September 2025 statt.

Sabine Schorcht, Zeltplatzleiterin in Friedensau seit 1998

Bild der THH Friedensau
Die Verfasserin des Blogbeitrages: Sabine Schorcht, Zeltplatzleiterin
Bildrechte: ThHF | Andrea Cramer
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau
Bild der THH Friedensau