Auf den Spuren einer Familie
07. Juli. 2025 / Wissenschaft & Forschung
Am Anfang stand eine Anfrage. Eine einfache Bitte einer Schwester aus einer Gemeinde, ob im Archiv wohl überzählige Kassetten wären, die ich ihr für schlaflose Nächte überlassen könnte. Die Anfrage war noch etwas spezifischer: Es sollten Predigten von Bruder Mager sein. Obwohl sie ihn persönlich nur einmal kurz getroffen hätte, wären ihr die Predigten ein großer Schatz. Nun ist Br. Mager den meisten zumindest dem Namen nach bekannt. Dennoch war es für mich unheimlich faszinierend, den Faden aufzugreifen und zu sehen, welches Netz sich daraus entspinnt. Dabei ist einiges zutage getreten – und dennoch gilt hier, wie bei vielen anderen historischen Recherchen: Es ist immer eine Momentaufnahme der aktuell zur Verfügung stehenden Materialien. Leider sind auch in diesem Fall nur wenige konkrete Zeugnisse und Dokumente zu finden gewesen und für Hinweise und Vervollständigungen, vor allem vonseiten der Nachkommen, bin ich sehr dankbar. Insbesondere sind Berichte, Dokumente, Fotos oder Erinnerungen aus der Kriegszeit und den Jahren davor oder danach für das Archiv sehr interessant, um das Bild dieser Zeit noch vollständiger zeichnen zu können. Jedes Detail, mag es noch so klein erscheinen, hilft dabei, die Geschichte lebendig werden zu lassen ... Zurück zu unserer Spurensuche:
Es begann während des 1. Weltkrieges. Alma Mager suchte Antworten. In einem von Bekannten geliehenen Buch „Der Seher von Patmos“ fand sie sie schließlich. Nach einiger Zeit gelang ihr die Kontaktaufnahme, und die Gemeinde in Dresden-Löbtau schickte Schwester Gertrud Haberland, die den drei leiblichen Schwestern Anna (Haufe), Alma und Flora die ersten Bibelstunden gab. Am 18. November 1916 wurden sie getauft. Auch ihre beiden Söhne Kurt und Walter ließen sich 1918 taufen. Beide werden später auch in Friedensau studieren – Walter wird seine Fähigkeiten als Gemeindeleiter in der kleinen Gemeinde Ohorn (heute Pulsnitzer Str. 33) in der nordostsächsischen Vereinigung einbringen. Seine Töchter Inge und Ursula belegten in den 1950er Jahren in Friedensau den Diakonlehrgang. Sein Bruder Kurt wird später als Prediger arbeiten – leider nur kurz, denn bereits am 14. Dezember 1937 verstarb er im Alter von 37 Jahren und hinterließ seine Frau Gertrude (geb. Haberland – sie hatte der Mutter Alma Bibelstunden gegeben) und vier Kinder (Gottfried, Christa, Johannes und Ruth). Johannes studierte von 1947 bis 1950 in Friedensau und wurde hier später selbst Dozent (1975 bis 1981), danach Predigtamtssekretär (1981 bis 1995) in der Division in Bern. Sein Sohn Sigurd wurde Prediger; seine Tochter Gundi wurde Predigersfrau; sie heiratete Gerhard Peters. Beide, Sigurd Mager und Gerhard Peters, erwarben ihr theologisches Rüstzeug in Friedensau. Gemeinsam mit Kurt Mager war auch Paul Haufe in Friedensau, der ebenso aus der Gemeinde Ohorn stammte.
Was in einer kleinen, unscheinbaren Gemeinde im Nordosten Dresdens begann, hat bis heute Spuren im geistlichen Dienst vieler Nachkommen hinterlassen – ein Zeugnis dafür, was Gott aus unserem Glauben wachsen lassen kann.
Bernd Müller, Leiter des Historischen Archivs der Freikirche der STA in Europa
(Foto: Historisches Archiv der Freikirche der STA in Europa)

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