Mein Weg zur Promotion zum Ph.D. über die GBFE
30. Sep.. 2025 / Lernen & Studieren / Wissenschaft & Forschung
Nils Dreiling, Pastor in NRW, gibt einen Erfahrungsbericht zu seiner Promotion zum Ph.D. über die Gesellschaft für Bildung und Forschung in Europa (GBFE):
„Ja, ich hab den PhD über die GBFE an der University of Pretoria abgeschlossen. Da ich damals, als ich mich für den PhD bei der GBFE angemeldet habe, gar nicht wusste, dass Friedensau auch mit der GBFE zusammenarbeitet, habe ich keinen Friedensauer Dozenten als Betreuer gehabt. Mein Supervisor/Doktorvater war Prof. Dr. Bernhard Ott. Ich habe im Department für Praktische Theologie und Missionswissenschaften promoviert.
Das Thema der Arbeit von Nils Driling: „What we can learn about mission from the conversion stories of unchurched seekers in Germany“.
Das Thema meiner Arbeit war: „Was wir von Gästen über Mission lernen können“. Es geht darum, wie erwachsene, kirchendistanzierte Menschen in (West-)Deutschland zum Glauben finden. Die Kernfrage lautet: Wie können (Frei-)Kirchen Menschen in einem postmodernen, individualistischen, zunehmend säkularen Umfeld mit der christlichen Botschaft der Hoffnung erreichen? Für die Studie habe ich 20 Interviews mit vorher kirchendistanzierten Menschen geführt, die nun mit Angeboten der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) in Berührung gekommen sind. Die Studie sollte klären, was das Interesse an Gott und den Glauben bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgelöst hat, wer oder was den Prozess der Zuwendung zu Gott beeinflusst und vorangetrieben hat und wie sie die Kirche erlebt haben. Dabei hat sich gezeigt, dass der Konversionsprozess in vier Schritten verläuft. Zuerst braucht es eine (1) biographisch bedingte Rezeptivität, die ein Match bilden muss mit einem (2) Auslöser. Dieses Match setzt eine (3) Phase der individuellen Suche in Gang, die schließlich (4) in ein Bedürfnis nach Austausch und Gemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen mündet. Auslöser der Konversionsprozesse sind dabei entweder Krisen, die Begegnung mit besonderen Menschen oder besondere Lebensmomente.
Seltener sind Menschen Auslöser für einen Wandel
Bemerkenswert in den Ergebnissen ist, im Gegensatz zu anderen bekannten Modellen von Konversion (Taylor 2020b; Jindra 2014; Rambo 1993), dass bei der Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine anderen Menschen am Konversionsprozess beteiligt waren, weder beim Auslöser noch in der Phase der individuellen Suche. Das Bild, dass es Christen sind, die Menschen den Glauben bringen, erscheint damit als nur bedingt richtig. Die Haupt-Katalysatoren des Prozesses sind geistliche Mentorinnen und Mentoren und, wo diese nicht verfügbar waren, das Internet. Das Internet ist die am häufigsten genutzte Informationsquelle im Konversionsprozess. Bei einer Reihe der Teilnehmer war das Internet Auslöser und Hauptkatalysator der Konversionsprozesse. Die jeweiligen Katalysatoren sind auch die Brücke in eine konkrete Gemeinde. Kirche und Christinnen und Christen sind nur selten bewusst beim Auslösen des Konversionsprozesses beteiligt, sie werden aber als wesentliche Ressource dafür beschrieben, dass der Glaube fest und dauerhaft wird.
Später wird aber eine Gemeinde oder Kirche als geistliches Zuhause gesucht ...
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchen dabei, zum Ende des Prozesses, bewusst nach einer Lern- und Lebensgemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen und einem Austausch auf Augenhöhe, der die, oft lebensverändernden Erkenntnisse der Suchphase wertschätzt und diese gemeinsam weiterentwickelt. Die untersuchten Konversionsprozesse finden zumeist in der Lebensmitte statt. Soweit 300 Seiten in aller Kürze zusammengefasst.
Begleitung auf dem Weg ist wertvoll
Ich kann den Weg sehr empfehlen. Ich fand die Begleitung durch meinen Supervisor sehr wertvoll. Wir hatten dabei keine festen Zeiten für die Konsultationen. Meist haben wir ein (Zoom-) Meeting vereinbart, wenn der Entwurf eines neuen Abschnitts der Arbeit fertig war oder ich Fragen hatte. Wir waren so eigentlich alle paar Wochen im Austausch. Mein Supervisor war dabei immer kurzfristig für mich erreichbar. Und auch wenn es natürlich manchmal geschmerzt hat, wenn einem jemand die Schwachpunkte des eigenen Entwurfs aufzeigt, war die Kritik immer wertschätzend und hat meine Arbeit besser gemacht. Wenn man ein einigermaßen disziplinierter Mensch ist und man sich ein bisschen Freiraum erkämpfen kann, dann ist das Studium durchaus auch berufsbegleitend zu schaffen.
Pretoria zeigte eine offene, menschliche und herzliche Atmosphäre
Die Hochschule in Pretoria und ihre Dozenten haben mich ein bisschen an Friedensau erinnert, eine sehr offene, menschliche und herzliche Atmosphäre. Ich empfehle jedem, der ins Studium einsteigt, die Studienreise nach Südafrika mitzumachen. Man lernt dabei, wie viel die eigene Sicht auf Kirche, Mission, aber auch Theologie doch kulturell beeinflusst ist. Und man lernt ein wunderschönes Land und wundervolle Menschen kennen.
Vielseitige Angebote der Hochschule
Dazu gibt es einmal im Jahr ein sogenanntes M&D- (Masters and Doctors) Seminar (in Deutschland), auf dem Studenten Arbeitsberichte über ihre Studienprojekte geben und Dozenten Referate halten. Ich habe hier viele interessante Menschen aus vielen verschiedenen Kirchen, aber auch viele hochinteressante Studienprojekte, kennengelernt, die meinen Horizont erweitert haben (da hat z.B. ein pensionierter Ingenieur, der vorher bei einem Rüstungskonzern gearbeitet hat und nun, im Ruhestand, Theologie studiert, über die christlich-ethische Sicht auf autonome Waffensysteme geschrieben). Es ist so wertvoll, mal über den Tellerrand zu blicken.“
Nils Dreiling
Die Dissertation wird kurzfristig veröffentlicht. Informationen dann hier.

Foto: privat

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