Rückblick auf die Commons-and-Commoning-Schreibwerkstatt
02. Juli. 2025 / Wissenschaft & Forschung
Vom 2. bis 6. Juni 2025 fand an der Theologischen Hochschule Friedensau (ThHF) eine internationale Schreibwerkstatt zum Thema "Commons and Commoning" statt. 27 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Praktikerinnen und Praktiker sowie 13 Studierende kamen zusammen, um sich gemeinsam mit Theorie und Praxis der Gemeingüterforschung auseinanderzusetzen. Die Leitung der Werkstatt lag bei Dr. Jill Blau, Studiengangsleiterin des Masterprogramms Development Studies (Online) an der ThHF.
Diese Veranstaltung war Teil eines fortlaufenden wissenschaftlichen Projekts im Rahmen einer Vorbereitung einer Sonderausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) und schloss an vorangegangene Treffen an der University of Michigan und der Universität Barcelona an. Ziel war es, konventionelle akademische Hierarchien zu hinterfragen und Räume für eine interdisziplinäre, inklusive und freudvolle Wissenschaft zu eröffnen.
Eine etwas andere Schreibwerkstatt
Charakteristisch für die Friedensauer Schreibwerkstatt war die bewusste Verknüpfung akademischer Kollaboration mit dem Aufbau einer intentionalen Gemeinschaft. Dr. Blaus konzeptioneller Anspruch bestand darin, einen Raum zu schaffen, in dem sowohl Lern- als auch Verlernprozesse stattfinden können, mit dem Ziel, nicht nur Texte, sondern auch neue Formen des Zusammenarbeitens zu entwickeln.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer organisierten sich thematisch mit folgenden Schwerpunkten:
- Commoning und Klimakatastrophen
- Commons und soziale Bewegungen
- Die Rolle der Technologie im Commoning
- Care und Commoning
- Commoning und Upscaling
In täglichen Diskussionen, Feedbackrunden und Supervisionseinheiten arbeiteten die Gruppen nach Prinzipien horizontalen Lernens und geteilter Verantwortung.
Von der Theorie zur Praxis
Die Werkstatt war nicht allein ein Ort wissenschaftlicher Produktion, sondern auch ein bewusst gestalteter sozialer Raum. Der Tagesablauf verband konzentrierte Schreibphasen mit gemeinschaftsstiftenden Aktivitäten wie:
- Fachvorträgen und strukturiertem Feedback
- von Studierenden geleiteten Campusrundgängen
- gemeinsamen Kochabenden
- Angeboten zur Entspannung und musikalischen Gestaltung
Diese integrative Ausrichtung förderte nicht nur produktive Zusammenarbeit, sondern auch gegenseitiges Vertrauen, Zugehörigkeit und ein Gefühl der Verankerung – Aspekte, die in traditionellen akademischen Kontexten oft fehlen.
Inhaltliche Schwerpunkte und Forschungsperspektiven
Im Zentrum des Schreibprozesses standen interdisziplinäre Analysen und Reflexionen zu aktuellen Herausforderungen der Commons-Forschung, unter anderem:
- Geopolitik und kulturelle Praktiken
- Indigenes Wissen und Geschlechterverhältnisse
- Urban Commons und Stadtentwicklung
- Digitale Gemeingüter und Künstliche Intelligenz
- Migration und mobiles Commoning
- Zugang zu Wohnraum
- Rechtliche und systemische Bedrohungen der Gemeingüter
Diese Themenfelder bildeten die Grundlage für die Entwicklung gemeinsamer Beiträge, die in einer Sonderausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht werden sollen.
Globale Teilnahme, gemeinsame Vision
Die Schreibwerkstatt brachte renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachdisziplinen und Regionen zusammen, darunter:
- Arun Agrawal, University of Notre Dame (USA), Direktor der Just-Transformations-to-Sustainability-Initiative
- Rebecca Hardin, University of Michigan (USA), School for Environment and Sustainability
- Angelos Varvarousis, Autonome Universität Barcelona (Spanien)
- Sourayan Mookerjea, University of Alberta (Kanada), Department of Sociology
- Danai Toursoglou Papalexandridou, Boston Area Research Initiative, Northeastern University (USA)
Bildrechte: Theologische Hochschule Friedensau

Foto: ThHF | privat








