Zwischen Krieg und Hoffnung: Friedrich Christian Grieser
14. Nov.. 2025 / Campusleben / Wissenschaft & Forschung
Sein Name mag nicht jedem geläufig sein – und doch hat er im Leben vieler Menschen eindrückliche Spuren hinterlassen. Friedrich Christian Grieser – von allen Christian genannt – wurde am 16. November 1887 in Oberohrn bei Öhringen geboren. Er wuchs in einer adventistischen Familie auf – damals durchaus bemerkenswert, befinden wir uns doch noch in den Anfängen der adventistischen Gemeinde in Deutschland. Nach einigen Jahren als Schuhmacher (1901–1908) begann er seinen Dienst im Werk als Buchevangelist. 1911 folgte er seinem Bruder Johann Friedrich Grieser (gen. Fritz, geb. 22.7.1879) nach Friedensau, wo er von 1911 bis 1913 das Predigerseminar besuchte. Damit gehören die Brüder Grieser zu einer illustren Reihe von Adventpionieren, die ihre Ausbildung in Friedensau genossen: Christian Grieser wurde gar 1922 von L. R. Conradi und G. W. Schubert selbst zum Predigtdienst eingesegnet. Auch seine spätere Frau Johanna (geb. Lender, 25.11.1891) entstammte einer tief im Glauben verwurzelten Familie: Ihre Mutter Luise (geb. Mauerhan, 28.8.1858) gehörte zu den ersten Adventisten in Reutlingen, und mehrere ihrer Kinder folgten diesem Weg. Sein Bruder Fritz fand in der Schweiz Anstellung und seine Ehefrau.
Als Prediger führten Christian seine Stationen quer durch Deutschland: Stuttgart, Heilbronn, Reutlingen, Tuttlingen, Freiburg, Konstanz, Rothenburg o. T., Augsburg, Neustadt/Pfalz, Ludwigshafen, Pforzheim und Offenburg. Überall bemühte er sich, Gemeinden zu stärken, Menschen für den Glauben zu gewinnen und neue Anfänge zu ermöglichen.
Die Kriegsjahre stellten ihn vor besondere Prüfungen. Während des Ersten Weltkriegs als Soldat eingezogen, erlebte er im Zweiten Weltkrieg die völlige Zerstörung Pforzheims. Am 23. Februar 1945 fielen Bomben auf die Stadt. Seine Familie hatte er bereits in Sicherheit gebracht, er selbst blieb zurück – aus Verantwortung für seinen Auftrag. Im Keller der Predigerwohnung verschüttet, von Rauch und Brandgasen umgeben, überlebte er wie durch ein Wunder. Viele Gemeindeglieder jedoch starben in dieser Nacht. Für den Prediger bedeutete das nicht nur persönliches Überleben, sondern zugleich die Last, die Trauer und Verzweiflung so vieler Menschen zu tragen.
Doch Christian Grieser gab nicht auf. Mit einem Handwagen brachte er die wenigen Habseligkeiten ins 33 km entfernte Sprollenhaus im Schwarzwald, wo die Familie Unterschlupf fand. Und wieder begann er sofort zu predigen, Bibelstunden zu geben, Menschen zu ermutigen. Bald darauf fanden dort Taufen statt – mitten in den Trümmern des Krieges erwuchs neues Leben.
Am 28. Dezember 1962 starb Christian Grieser im Alter von 75 Jahren in Reutlingen. Sein Nachruf (Adventbote 15.3.1963, S. 95) spricht von einem Mann, der bis zum letzten Tage seines Lebens an allem Geschehen seiner Gemeinde anteilnahm. Sein Leben zeigt eindrücklich, was es bedeutet, Glaubenstreue mit Hingabe und Mut zu verbinden – auch in schwersten Zeiten. Dass wir heute darüber etwas erfahren können, liegt an dem Einsatz seiner Enkelin Ursula Meichsner, die sich mit Unterlagen aus der Familiengeschichte dankenswerterweise an das Archiv gewandt hat.
Als Archiv ist es uns ein Herzensanliegen, solche Lebensgeschichten lebendig zu bewahren. Doch wir können das nur gemeinsam schaffen. Hast vielleicht auch du noch Fotos, Briefe, Dokumente oder Erinnerungen an Prediger jener Zeit (besonders aus den östlichen Gebieten des Vorkriegsdeutschland)? Dann melde dich bitte bei uns! Jedes Detail, jede Geschichte hilft, insbesondere aus dieser Zeit, das Bild zu vervollständigen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass das geistliche Erbe unserer Gemeinde nicht verloren geht. Bitte schreibt uns oder ruft an: eud"> | 03921 916-155.
Bernd Müller, Ph.D., Leiter des Historischen Archivs der STA in Europa

Bildquelle: Historisches Archiv der STA in Europa

Bildquelle: Historisches Archiv der STA in Europa

Bildquelle: Historisches Archiv der STA in Europa

Bildquelle: Historisches Archiv der STA in Europa