Forscherteam findet bedeutende Inschrift
07. Mai. 2025
Am 26. Januar 2025 nahm Martin Klingbeil, D. Litt., Prof. für Altes Testament und Direktor des Instituts für Biblische Archäologie an der Theologischen Hochschule Friedensau, an einer besonderen Veranstaltung an der Southern Adventist University (Tennessee, USA) teil. Anlass war die Einweihung einer archäologischen Ausstellung im Lynn H. Wood Archaeological Museum auf dem Campus der Universität. Es ging um ein eher kleines Objekt (3,66 cm x 2,51 cm): einen Läusekamm aus Elfenbein, auf dem die älteste jemals gefundene alphabetische Inschrift eingraviert ist. Das Alphabet wurde um etwa 1800 v. Chr. in Kanaan erfunden; und der Kamm wird auf 1700 v. Chr. datiert. Aus diesem ersten Alphabet entwickelte sich das hebräische Alphabet, mit dem das Alte Testament geschrieben wurde. Heute verwenden 75 % der Weltbevölkerung alphabetische Sprachen, die sich auf diese ersten Buchstaben, wie die auf dem Läusekamm, zurückführen lassen. Der Kamm wurde 2016 bei einer Ausgrabung in der biblischen Stadt Lachish in Israel gefunden, die von Prof. Martin Klingbeil, Prof. Yosef Garfinkel (Hebräische Universität Jerusalem) und Prof. Michael Hasel (Southern Adventist University) gemeinsam geleitet wurde. Es dauerte jedoch mehr als fünf Jahre, bis die Inschrift entdeckt wurde. Erst Dr. Madeleine Mumcuoglu, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hebräischen Universität Jerusalem, identifizierte sie im Jahr 2022. Sie bemerkte einige flache Kratzer auf der Seite des Kammes, und mit Hilfe von Spezialfotografie und Reflectance Transformation Imaging (RTI) kam die Inschrift schließlich ans Licht. Einer der weltweit renommiertesten Spezialisten für die Entzifferung antiker semitischer Inschriften, Daniel Vainstub von der Ben-Gurion-Universität des Negev, las und übersetzte die Inschrift auf dem Elfenbein-Kamm als „Möge dieser Stoßzahn die Läuse des Haares und des Bartes ausrotten.“ Es sind zwar bereits Inschriften aus der gleichen Zeit gefunden worden, doch handelte es sich dabei meist nur um einzelne Wörter. Die Inschrift auf dem Kamm könnte sehr wohl einer der ersten vollständigen Sätze sein, die in einer alphabetischen Schrift geschrieben wurden.
Zur Eröffnung der Ausstellung fand an der Southern Adventist University eine Podiumsdiskussion statt, an der die drei Leiter des Forscherteams sowie die an der Entdeckung und Lesung der Inschrift beteiligten Personen teilnahmen. Was den auf der Seite des Läusekamms eingravierten Wunsch betrifft: Bei der Bearbeitung des Objekts wurden mikroskopische Beweise für seine Nützlichkeit entdeckt, nämlich die 0,5 bis 0,6 mm großen Überreste von Kopfläusen, die die erfolgreiche Anwendung des Kammes an Haar und Bart der alten Kanaaniter, die ihn benutzten, belegen.
Als die Entdeckung der Inschrift 2022 von der Hebräischen Universität Jerusalem publiziert wurde, berichteten große Nachrichtenagenturen in der ganzen Welt darüber (BBC, New York Times, Die Welt, Stern, BR.de usw.).

Bildrechte: ThHF | Michael Bistrovic

Bildrechte: ThHF | Martin Klingbeil

Bildrechte: ThHF | Martin Klingbeil

Bildrechte: ThHF | Martin Klingbeil

Bildrechte: ThHF | Israel Antiquities Authority
Foto 1: Katherine Hesler, ehemalige Archäologiestudentin an der Southern Adventist University und heutige Doktorandin der Archäologie, beschreibt den Moment, als der Läusekamm 2016 auf ihrem Grabungsplatz gefunden wurde.
Foto 2: Prof. Martin Klingbeil nimmt an der Podiumsdiskussion zusammen mit Katherine Hesler (Lipscomb University), Madeleine Mumcuoglu (Hebrew University of Jerusalem), Daniel Vainstub (Ben Gurion University of the Negev) und Christopher Rollston (George Washington University) teil.
Foto 3: Läusekamm in der Vitrine mit Zeichnung der Inschrift und Übersetzung.
Foto 4: FTI-Foto des Läusekamms (Quelle: Israel Antiquities Authority).