Meine Geschichte

20. Nov. 2018 / Lernen & Studieren

Meine Geschichte beginnt mit mir: einem kleinen, aufgedrehten sechsjährigen Mädchen. Ich war schon immer sehr neugierig, und auch damals, als ich aus dem Fenster unseres Wohnzimmers schaute, fragte ich mich: Warum? Warum ist der Himmel blau? Warum machen Katzen miau? Warum sind Mama und Papa noch nicht wach? Warum laufen da Menschen an meinem Fenster vorbei, wo doch Wochenende ist? Ich dachte immer, dass man am Wochenende zu Hause bleibt. Das war zumindest bei uns so. Ab und zu waren wir im örtlichen Tierpark, aber Wochenende war die große Langeweile meinerseits.

Bild der THH Friedensau

Zum Abendbrot fragte ich meine Mama, die eigentlich immer eine Antwort auf meine unzähligen Fragen wusste, warum da Menschen vor meinem Fenster laufen, obwohl Wochenende ist. Und das erste Mal sagte meine allwissende Mama, dass sie es nicht wüsste. Ich musste die ganze Nacht darüber nachdenken, vertagte aber mein weiteres Nachfragen auf das nächste Wochenende.

Der nächste Samstag kam, und zu meinem Glück war Mama auch schon früh wach, um mit mir aus dem Fenster zu schauen. „Wenn du wissen willst, warum, dann geh doch einfach mal nachschauen!“ Wow. Meine Mama hatte immer die besten Ideen. Ich zog mich also an und ging aus dem Haus. Mama stand auf der Straße und sah mir nach, wie ich neugierig die Straße entlanglief. Dorthin, wo die Menschen hinströmten. Kinder waren auch dabei. Ich schloss schnell Freundschaften. Ich ging auf ein Kind zu, ignorierte den etwas fragenden Blick der Mutter und sagte: „Ich bin Itje, wollen wir Freunde sein?“

So oder so in etwa kam es, dass ich zur Adventgemeinde kam. Ich schloss mich den Pfadfindern an und war zum ersten Mal bei einem Zeltlager in Friedensau. Ich verliebte mich in das idyllische Örtchen mitten im Wald, und die Gemeinde wurde zu meiner zweiten Familie. Ich hatte Freunde in der Jugend und begann auch durch viele Camps geistlich zu wachsen. Mit 14 äußerte ich den Wunsch, mich taufen zu lassen. Das begeisterte meine Eltern eher weniger und mir wurde gesagt, dass ich doch bitte warten solle bis ich 18 sei. Ich vermute bis heute noch, dass meine Mama hoffte, ich habe es bis dahin vergessen.

Ich vergaß es nicht. Mit 18 sagte mir Gott klipp und klar, dass ich mich doch jetzt bitte gefälligst taufen lassen soll, und an meinem 19. Geburtstag erzählte ich meinen Eltern davon. Das Buch „Warum ich nicht mehr glaube“, das meine Eltern mir an diesem Tag schenkten, steht bis heute in Originalverpackung in der hintersten Ecke meines Bücherregals. Ich lud sie ein, dabei zu sein, und ließ mich gemeinsam mit meinen besten Freunden im Sommer 2017 in Friedensau taufen. Immer wieder gerate ich mit meinen Eltern aneinander. Ich sei zu oft weg, in der Kirche involviert, ja richtig eingebunden. Aber Gott hilft mir immer wieder durch solche Situationen. In schweren Zeiten lese ich oft Psalm 27, dort steht in Vers 10: „Sogar mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, aber der Herr nimmt mich auf.“ Genau das ist bei mir passiert.

Bild der THH Friedensau
Itje Zepnik
Theologiestudentin