Stellungnahme anlässlich des Artikels „Verlassen, anhangen, ein Fleisch werden“

12. Sep. 2023

Die Theologische Hochschule Friedensau (ThHF) bekennt sich zur Bedeutung der biblischen Texte für unser adventistisches Verständnis der Ehe. Mit Bezug zu 1. Mose 2,24 bestätigen wir unser Glaubensbekenntnis: „Die Ehe, von Gott im Garten Eden eingesetzt und von Jesus Christus bestätigt, soll eine lebenslange Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau in einer von Liebe erfüllten Gemeinschaft sein“ (Glaubensüberzeugungen der STA, Art. 23).

Und doch nehmen wir zur Kenntnis, dass wir gebrochene Menschen in einer sündigen Welt sind, dass „alle Menschen der Sünde und ihren Folgen [unterliegen]“ (Glaubensüberzeugungen, Art. 7). Gleichzeitig glauben wir, dass uns Menschen die erlösende und verändernde Kraft Gottes zur Verfügung steht, so dass „in sterblichen Menschen, die zur Umkehr bereit sind, das Bild ihres Schöpfers wiederhergestellt [wird].  Zur Ehre Gottes geschaffen, sind sie gerufen, ihn und einander zu lieben sowie für ihre Umwelt verantwortlich zu handeln“ (Glaubensüberzeugungen, Art. 7). In diesem Zusammenhang sind wir bemüht, Antworten auf die Herausforderungen des heutigen Lebens zu finden, Menschen in ihren jeweiligen Lebenssituationen zu dienen und ihnen mit Respekt und Achtung zu begegnen. Wir verstehen es als Auftrag einer adventistischen Hochschule, und es entspricht auch unserer adventistischen Tradition, dass wir uns immer wieder neu mit den biblischen Texten befassen, alternative Sichtweisen überprüfen und miteinander und voneinander lernen.

Andreas Bochmann bekennt sich zur Position unserer Freikirche; sein Artikel versteht sich als Diskussionsbeitrag eines Seelsorgers, der mit Realitäten umgehen muss, selbst wenn sie nicht unseren Idealen entsprechen. Die aus 1. Mose 2,24 herausgearbeiteten Prinzipien hat er dann mit Blick auf das Gesamtthema des Buches, aus dem der Beitrag gekürzt entnommen wurde, auf homosexuelle Paare angewandt.

Sein Anliegen wird im vorletzten Satz des Artikels deutlich: „Öffnet sich aber eine Kirche für die Realität verschiedener sexueller Orientierungen und Identitäten, muss sie vorhandene biblische Prinzipien auch auf diese Realität übertragen“ (S. 13). Damit unterstreicht er, dass eine Lebensführung, auch wenn sie nicht das Ideal der Ehe erfüllt, doch biblischen Werten und Prinzipien folgen soll, wie sie in unseren Glaubensüberzeugungen in Art. 22 und 23 ausgedrückt werden.

Wenn auch nicht alle Formulierungen und Schlussfolgerungen im Artikel den Positionen der ThHF entsprechen, besteht aus unserer Sicht die Freiheit zu einem Diskussionsbeitrag dieser Art und schmälert keinesfalls unser Vertrauen in unseren verdienstvollen Mitarbeiter und Kollegen.

Wir wünschen, dass wir als ThHF und als Freikirche unter einem sorgfältigen Studium der Bibel Wege finden, allen Menschen unabhängig ihrer sexuellen Identität oder Orientierung mit Liebe und Respekt zu begegnen und ihnen Raum in unseren Gemeinden zu geben.

Für das Rektorat der Theologischen Hochschule

Prof. Dr. Roland E. Fischer
Rektor

Tobias H. Koch
Kanzler