Sara Wani forscht zu Migrations- und Fluchtbewegungen
19. Sep. 2023
Die Monate August bis September 2023 verbringt Sara Wani, Dozentin an der Ahfad University for Women in Omdurman (Sudan), auf Einladung von Prodekanin Prof. Dr. Ulrike Schultz vom Fachbereich Christliches Sozialwesen, an der Theologischen Hochschule Friedensau, um ihre Forschungen „Probleme der Identität und Zugehörigkeit der Flucht- und Flüchtlingsbewegungen im Sudan“ voranzutreiben.
Im Jahr 2021 jährte sich die Abspaltung des Südsudan vom Sudan und die Gründung des neuen Staates Südsudan zum zehnten Mal. Hunderttausende von Menschen mussten in das neue Land ziehen, zumeist aus politischen und ethnischen Gründen, und damit wurde in dieser Region eine gewaltige humanitäre und Identitätskrise ausgelöst. Darüber hinaus brach im April 2023 ein neuer Konflikt im Sudan aus, der erneut eine große Zahl von Menschen in den Süden und in andere Nachbarländer vertrieb. Die neuesten Zahlen sprechen von 3,1 Millionen Menschen, die den Sudan aufgrund des Krieges verlassen haben. Viele Südsudanesen, die in Khartum Zuflucht gefunden oder dort ihr ganzes Leben verbracht hatten, mussten das Land verlassen. Während einige in den Südsudan zogen, gingen andere nach Ägypten oder in andere Nachbarländer.
Sara Wani, die in Khartum (Sudan) geboren wurde und die südsudanesische Staatsbürgerschaft besitzt, hat diese Probleme am eigenen Leib erfahren. Nach dem Ausbruch des Krieges in Khartum musste sie ihr dortiges Zuhause verlassen und nach Ägypten fliehen. In früheren Forschungsarbeiten untersuchte sie den Zusammenhang zwischen Geschlechter- und Identitätsfragen und der Migration von vertriebenen Frauen, die in den Südsudan ziehen mussten, und jenen, die im Sudan geblieben sind und nach der Abspaltung des Südsudan zu Fremden im eigenen Land wurden. Gegenstand von Saras Wanis Forschung an der Theologischen Hochschule Friedensau, die sie in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ulrike Schultz, Studiengangsleiterin Development Studies (in Vollzeit) an der ThHF, durchführt, sind die jüngsten Bewegungen und Vertreibungen im Sudan nach dem Ausbruch des Krieges. Sie untersucht die Erfahrungen von Südsudanesen, die bis zum April dieses Jahres in Khartum gelebt haben. Sara führt Online-Interviews mit Menschen in den Konfliktgebieten, im Exil oder auf der Flucht durch, durchforstet Archive und Daten internationaler Organisationen und zieht einschlägige Studien hinzu, die in der Vergangenheit ähnliche Bewegungen untersucht haben.
In den drei Monaten, die Sara in Friedensau verbringen wird, hofft sie, trotz der großen Ungewissheit, die die Zukunft für diese Region der Welt und für ihre Arbeit als Forscherin und Assistenzprofessorin an der Ahfad University for Women in Omdurman (Sudan) mit sich bringt, so weit wie möglich in der Forschung voranzukommen.