ThHF goes Europe

07. Aug. 2019 / Lernen & Studieren

Als ehemalige Erasmus-Stipendiatin an der Katholieke Universiteit Leuven (Belgien) kann ich nur Positives über meinen einsemestrigen Aufenthalt vor über 20 Jahren berichten. Ich habe dort zum ersten Mal in einem multikulturellen Setting studiert. Die gemeinsame Sprache war Englisch. In Leuven habe ich Recht von einer europäischen Perspektive her gelernt. Besonders geprägt haben mich damals die Vorlesungen zu Menschenrechten und Europarecht, wo bis heute meine Forschungsinteressen liegen.

Bereits vor Beginn meines Austausches habe ich an einem Niederländischkurs meiner Heimatuniversität in Würzburg teilgenommen. In Leuven war es selbstverständlich, weiter Niederländisch/Flämisch zu lernen, und relativ schnell konnte ich Erfolgserlebnisse verbuchen, da die Gemeinsamkeiten mit dem Deutschen doch sehr hoch sind. In kultureller Hinsicht hatte Belgien ebenfalls sehr viel zu bieten: Das historische Brügge ist beispielsweise bekannt für seine Kanäle, die man per Bootstour erkunden kann, wohingegen Antwerpen eine moderne Stadt ist, die für seine Designermode und Diamanten berühmt ist. Aber auch in kulinarischer Hinsicht habe ich mich in Belgien sehr wohl gefühlt, haben dort doch die weltberühmten Schokoladen- und Pralinenhersteller wie Neuhaus, Godiva oder Leonidas ihren Sitz. Von Leuven aus konnte man bequem mit dem Zug in 15 Minuten Brüssel erreichen und dort an einem Sonntagnachmittag auf dem großen Marktplatz eine heiße Schokolade trinken.

Gewohnt habe ich in einem Wohnheim, das auch heute noch existiert; dadurch fand ich sehr schnell Kontakt zu anderen Studierenden. Von belgischer Seite aus wurden regelmäßig Veranstaltungen organisiert, um einerseits Kontakte zwischen belgischen und Erasmus-Studierenden zu fördern, aber auch um die Austauschstudierenden untereinander bekannt zu machen. So sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten.

Mein Aufenthalt hat mich insgesamt nachhaltig geprägt, sowohl was meine wissenschaftlichen Interessen, mein dadurch entstandener internationaler Freundeskreis als auch meine Reiselust im universitären Kontext angeht. Ein Erasmus-Austausch ist mehr als „nur“ Urlaub in einem anderen Land. Durch die Aufenthaltsdauer von mindestens einem Semester kommt man aus der eigenen heimischen Komfortzone heraus, verlässt das Urlaubsfeeling und begibt sich auf Entdeckungsreise in ein neues Land. Es stellen sich die Herausforderungen des alltäglichen Lebens, wie Einkaufen, Arztbesuch oder das Regeln von Verwaltungsangelegenheiten – und all dies in einer anderen Sprache und mit anderen rechtlichen Bezügen. War ich in Deutschland beispielsweise die Sonntagsruhe gewohnt, so stellte ich dort fest, dass Handwerker auch am Sonntag arbeiten und es keine gesetzlich geregelte Sonntagsruhe gibt! Kurzerhand haben wir dann eben die Lerngruppe vom Wohnheim in ein gemütliches Café mit leckeren belgischen Waffeln vergelagert.

Mein Erasmus-Aufenthalt hat mir die Bedeutung von Europa und mein Verständnis als Europäerin auf vielfältige Weise gezeigt, sodass ich mit großer Begeisterung zusammen mit meiner Kollegin Friedegard Föltz das Erasmus-Büro an unserer Hochschule ins Leben gerufen habe. Wir helfen unseren Studierenden und Beschäftigten bei der Planung ihres Erasmus-Aufenthaltes und sind gerne bei der Organisation behilflich.

Ab dem kommenden Wintersemester 2019/20 haben die Studierenden und alle Beschäftigten der Theologischen Hochschule Friedensau die Möglichkeit, an einer europäischen Hochschule zu studieren, in einem europäischen Betrieb ein Praktikum zu absolvieren oder an einer Fortbildungsmaßnahme teilzunehmen und dabei durch ein Erasmus+-Stipendium gefördert zu werden. Erasmus+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, das dazu dient, die Mobilität von Studierenden, aber auch von Beschäftigten einer Hochschule zu fördern und den europäischen Gedanken eines freien Wissenschaftstransfers durch Austausch, gemeinsames Lernen und Arbeiten weiterzuführen. Aktuell hat die ThHF Fördergelder für einen Aufenthalt in einem von 34 Programmländern zur Verfügung. Programmländer sind alle derzeitigen 28 Mitgliedsstaaten der EU. Außerdem zählen folgende Programmländer außerhalb der EU dazu: Island, Liechtenstein, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien und die Türkei.

Für Studierende gelten folgende Förderkriterien:

  • Immatrikulation an einer deutschen Hochschule, wie der ThHF,
  • Abschluss des ersten Studienjahres,
  • Teilnahme der Hochschule am Erasmus+-Programm, was an der ThHF erfüllt ist
  • Abschluss eines Erasmus-Kooperationsvertrages zwischen Heimathochschule und Gasthochschule. Hier ist zunächst die Eigeninitiative unserer Studierenden gefragt, sich eine Gasthochschule auszusuchen. Das Erasmus-Büro der ThHF wird sich dann gerne mit der Gasthochschule in Verbindung setzen, um einen Erasmus-Kooperationsvertrag abzuschließen.

Was beinhaltet die Förderung mit Erasmus+?

  • ziellandabhängige, finanzielle Zuschüsse für den Studienaufenthalt im Programmland,
  • die akademische Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen; hierzu ist vor Antritt des Austausches mit dem Erasmus-Büro die Möglichkeit der Anrechnung von Studienleistungen zu besprechen;
  • die Befreiung von Studien-, Registrierungs-, Prüfungs-, Labor- und Bibliotheksgebühren an der Gasthochschule. Die Semestergebühren werden weiterhin an die ThHF gezahlt;
  • Unterstützung durch das Erasmus-Büro der ThHF bei der Vorbereitung und Durchführung des Auslandsaufenthalts (kulturell, sprachlich, organisatorisch),
  • einen durch Erasmus+ geförderten Onlinesprachkurs im Rahmen des Online Lingustic Support (OLS),
  • Sonderzuschüsse für einen Auslandsaufenthalt mit Kindern,
  • Sonderzuschüsse für besondere Bedürfnisse.

Unsere Studierenden haben die Möglichkeit, zwischen drei und zwölf Monaten am Austauschprogramm teilzunehmen. Insgesamt können Studierende bis zu 36 Monate für Studium und/oder Praktikum gefördert werden, wobei die Förderung auch aufgeteilt und innerhalb eines Studienzyklus’ sogar mehrfach in Anspruch genommen werden kann (z.B. für zwei Mal für sechs Monate). Erasmus+ erlaubt außerdem eine Kombination von Studium und Praktikum: Studierende können somit einerseits an einer Hochschule studieren und andererseits ein Praktikum in einem Unternehmen oder einer anderen Einrichtung innerhalb derselben Mobilitätsphase absolvieren.[1]

Neben den Studierenden der ThHF ist ebenso eine Förderung im Rahmen der bewilligten Mittel aller Beschäftigten möglich. Dies schließt die Auszubildenden, Lehrenden, Verwaltungsangestellten sowie die Betriebstechnik und das Rektorat ein.

Das Stipendium beinhaltet:

  • ziellandabhängige, finanzielle Zuschüsse für den Auslandsaufenthalt,
  • Unterstützung durch das Erasmus-Büro bei der Vorbereitung und Durchführung des Auslandsaufenthalts (kulturell, sprachlich, organisatorisch),
  • Sonderzuschüsse für Geförderte mit Behinderung

Was wird gefördert?

  • Hospitationen
  • Job Shadowing
  • Studienbesuche
  • Mitwirkung an Curricula-Entwicklung (Lehrende)
  • Teilnahme an Workshops und Seminaren
  • Teilnahme an Sprachkursen

Gefördert werden Auslandsaufenthalte, die zwischen mindestens zwei Tagen und maximal 60 Tagen (jeweils ohne Reisezeiten) dauern. Je nach verfügbarem Budget ist eine Wiederholung der Mobilität möglich.[2]

Habt ihr nun Lust, die eigene Komfortzone zu verlassen? Dann schreibt uns und vereinbart einen Termin! Wir freuen uns auf euch!

[1] https://eu.daad.de/infos-fuer-einzelpersonen/foerderung-fuer-studierende-und-graduierte/auslandsstudium/de/46246-studium-im-ausland-in-erasmus-programmlaendern/ (Zugriff: 21.07.2019).

[2] https://eu.daad.de/infos-fuer-einzelpersonen/foerderung-fuer-hochschulpersonal/fort-und-weiterbildungsmoeglichkeiten-im-ausland/de/46270--fort--und-weiterbildungsmoeglichkeiten-im-ausland/ (Zugriff: 21.07.2019).

Bild der THH Friedensau
Autorin und einst selbst Erasmus+-Stipendiatin: Simone Emmert
© ThHF | Andrea Cramer