Hommage an den Hochschulchor

30. Jul. 2019 / Lernen & Studieren

Musik ist schon immer ein großer Teil meines Lebens gewesen. Ich singe seit jeher im Chor und auch an der Hochschule bin ich im Chor vertreten. Am Anfang meines Studiums machte ich dem Chorleiter klar, dass er mich die nächsten fünf Jahre nicht wieder loswerden würde. Also „stellte er mich ein“ für das Einsingen. Alle, die nicht im Chor waren oder sind, wissen wahrscheinlich nicht so ganz, was ich damit sagen will. Es handelt sich hierbei um ein 20-minütiges Aufwärmen und Training der Stimme, um dann gut und gesund singen und proben zu können. Ich habe den Ruf einer Gymnastiklehrerin, aber wie es nun mal ist, muss auch der Körper vorbereitet sein. Meistens verläuft das Einsingen ungefähr so:

Chorleiter: Machst du das Einsingen heute?
Itje: Ja, warum nicht.

Probe. Die Chormitglieder tröpfeln nacheinander um 19:02 in den Raum. Es herrscht angeregte Unterhaltung.  Zimmerlautstärke. 19:07 sind dann alle Chormitglieder da und Itje begibt sich nach vorn ans Klavier.

Itje: Schön, dass ihr alle hierher gefunden habt. Wir wollen beginnen.

Keine Reaktion. Ich habe wohl zu leise geredet. Ich wiederhole mich und habe die Aufmerksamkeit. Wir starten mit einem Gebet, denn Gott ist der, der uns die Musik gab.

Itje: Zum Einsingen stehen wir bitte alle auf …

Stöhnen raunt durch den Raum und leises Gemurmel beginnt.

Itje: Zum Aufstehen brauchen wir nicht den Mund … Wir strecken uns alle mal bis zur Decke.

Der gesamte Chor reckt sich ein wenig in die Höhe. Es wird gemurmelt.

Itje: Sehr gut! Mit einem Seufzer lassen wir den ganzen Stress von heute raus. Los geht’s.

Ein gemeinsamer Seufzer hallt durchs Gebäude und die Leute auf dem Dorfplatz fragen sich bestimmt, was für ein Kurs dort stattfindet.

Itje: Gut. Wir machen Lippenflattern (das Autogeräusch von Kindern).

Der Chor verwandelt sich in eine Rennbahn mit Lachern. Gemurmel.
Nach weiteren fünf Minuten Gymnastik beginnt das Singen. Zwischen den Übungen wird geredet. Wie immer.

Ich singe eine Ton-Skala vor, und der Chor versucht krampfhaft, sie nachzusingen, scheitert jedoch dabei. Es wird wiederholt. Es funktioniert. Nach weiteren Übungen und Gemurmel stöhnt der Chor erneut auf, da er jetzt schon mindestens acht Minuten stehend verbringt. Ich probiere die Motivation zu heben, aber es resultiert in … Gemurmel. Vielleicht sind wir ein Murmel-Chor und kein Singe-Chor?

Nach zehn Minuten Gemurmel und fünf Minuten Gesinge, schaffen wir es tatsächlich, eine kleine Weile ruhig zu sein, um unseren Atem zu spüren. Dann beginnt das Gerede … ähm … die Probe, meinte ich natürlich.

An alle Chormitglieder, die das jetzt lesen: Ja vielleicht will ich euch damit etwas mitteilen. Nämlich, dass ihr ein wunderbarer Chor seid, der Projekte auf die Beine stellt, die ich mir nie zu träumen gewagt hätte.
Danke für eure Geduld mit mir und danke für unvergessliche Konzerte mit euch!
Und nochmal Werbung an alle Leser, die immer noch keine Lust auf Chor haben:
Singen ist eine erlernte Fähigkeit: Jeder kann singen! Kommt und probiert euch bei uns aus. Ob Opernausbildung oder professioneller Dusch-Sänger, alle sind herzlich eingeladen in die Gemeinschaft der Vielstimmigkeit!

Eure Itje

Bild der THH Friedensau
Theologie-Studentin, Musikerin und Bloggerin: Itje Zepnik
© ThHF | Szilvia Szabó