Was ich an Essen so liebe

21. Jan. 2019 / Lernen & Studieren

Ich liebe Essen. Nein, wirklich! Essen, schlafen und Musik machen sind meine drei Lieblingsbeschäftigungen. Essen wird in der Küche zubereitet. Ich mag unsere Küche zu Hause sehr. Sie ist zeitlos, modern und bringt Menschen beim Kochen zusammen. Hier habe ich gelernt, Essen zu lieben. Meine Mama und mein Papa haben unterschiedliche Kochstile und ich mag beide sehr gern. Bei uns zu Hause gibt es gute Thüringer Hausmannskost, tschechische Gerichte und manchmal auch experimentelles Essen. Ich habe sehr früh gelernt, in der Küche zu helfen. Mit Rühren der Suppe fängt es an, steigert sich dann weiter zum Würzen und Abschmecken der Gerichte und die Krönung ist die Reise des legendären Apfelstrudels. Die ersten Gerichte, die ich kochen konnte, waren Eierkuchen (wobei ich immer noch das Rezept in Omas Kochbuch nachschauen muss) und Rührei. Sowas konnte man schnell zwischendurch machen, aber natürlich Mama und Papa vorher fragen. Das besagte Kochbuch meiner Oma hat ebenfalls viel Tradition. Sie hat mit ihrer unnachahmbaren Handschrift angefangen, Regeln für Gesundheit und Rezepte hineinzuschreiben. Auch wie man blanchiert, gart, grillt, röstet und vieles mehr schrieb sie fein säuberlich und ordentlich in dieses Buch. Wenn ich es heute anschaue, frage ich mich, wie jemand auf der Welt so viel Geduld haben kann, diese Buchstaben so schön und gleichmäßig zu schreiben, dass ich beim Gedanken daran schon ungeduldig werde. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Oma am Wochenende einige Rezepte penibel und akkurat zu Papier gebracht hat. Ich kenne meine Oma leider nicht mehr, deshalb kann ich nur aus Fotos, Handschriften und Erzählungen fantasieren, wie sie war. Meine Mama hat als Nachfolgerin in das Kochbuch geschrieben. Schon als kleines Mädchen fing sie an, Backrezepte aus Zeitschriften ins Buch zu übertragen. Das Schöne und Faszinierende daran ist, dass an jedem Eintrag ein Datum vermerkt ist. Mein erstes Rezept waren meine Lieblingsplätzchen. Ich habe 2006, mit 8 Jahren, mein Erbe angetreten. Ich weiß noch genau, wie ich am Küchentisch saß und alles mit schönster Grundschul-Schreibschrift in das Kochbuch geschrieben habe.
Heute denke ich zurück, denn ich koche und backe sehr gerne. Leider finde ich während des Semsters kaum Zeit dafür, und wenn ich dann mal zu Hause bin, überkommt mich die Faulheit und ich mache doch nichts.
Zu Weihnachten haben Mama und ich wieder Apfelstrudel gebacken. Er ist so unfassbar komplex herzustellen, aber auch so unbeschreiblich lecker. Es ist eine Aktion, bei der man sanft sein muss, seine Wut auslassen und seine Geduld und Zurückhaltung üben kann.
Apropos Zurückhaltung:
Jetzt, wo ich diesen Text schreibe, durchlebe ich ein Fasten. Heilfasten um genau zu sein. Wahrscheinlich ist mir das Thema zu diesem Blogeintrag deshalb so schnell eingefallen. Seit sechs Tagen mittlerweile, ernähre ich mich nur von Saft, Tee, Brühe und Wasser. Es ist hart, aber sinnvoll. Ich habe es gestartet, um das neue Jahr mal anders willkommen zu heißen. Eine Reinigung von Körper und Geist. Ich bete viel und versuche, nicht den ganzen Tag an die Dinge zu denken, die ich gerade nicht haben kann: Nudeln mit Käse … oder Spinat mit Ei … oder Kartoffeln in jeglicher Ausführung, Kuchen, Schokolade, Gemüse, Obst aaaaaah.
Ich hab es schon wieder getan.
Ich liebe Essen und ich freue mich auf den Tag, an dem ich es wieder genießen kann. Wenn ihr Fragen an mich zum Thema Heilfasten habt, schreibt mir gerne über Facebook, eine Mail, einen Brief, eine Flaschenpost (yey Fanpost).
Auch die Mensa hier in Friedensau hat mich schon einiges gelehrt über Essen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Oder ein paar Tricks und Kniffe. Die Mensa pflegt durch die studentischen Mitarbeiter auch einen sehr persönlichen Draht. Wenn man wenig Hunger hat, weil man gerade in einer schwierige Phase der Verzweiflung ist, wird man gefragt, was denn los ist und man gerät ins Erzählen. Oder der Koch persönlich fragt nach einem, weil man seit mehreren Tagen nicht in der Mensa essen war.
Sie ist ein Ort der Begegnung und des gemeinsamen Beisammenseins. Hier werden neueste theologische Themen diskutiert, Projektideen entwickelt und die verbleibende Zeit bis zum nächsten Unterricht verbracht.
Dass ich ein recht komischer und eigenartiger Mensch bin, dürftet ihr (nach diesem Eintrag zumindest) mitbekommen haben. So, wie andere Menschen Gesichter mit Namen verknüpfen, verbinde ich Zahlen und Farben, Gerüche und Farben und zu guter Letzt: Essen mit Ereignissen. Ich kann mich nicht an die Menschen erinnern, mit denen ich irgendwo war, aber ich kann mich erinnern, dass ich Bratkartoffeln gegessen habe. Ich verbinde einen bestimmten Film mit Weintrauben und einen anderen mit Chilischokolade (autsch ...). Kennt ihr den Film „Ratatouille“? Wenn nein, dann unbedingt mal ansehen. Animiertes Essen sah noch nie so gut aus!
Die Fastenzeit geht bald für mich vorbei, und ich hoffe, ich kann euch das nächste Mal mit klarem Kopf erzählen, was ich dabei erlebt habe …

Bis zum nächsten Eintrag, eure Itje ?

Bild der THH Friedensau
Unsere Bloggerin: Itje Zepnik, Theologiestudentin im 1. Studienjahr (Foto: ThHF)