Wie geht es eigentlich … Lilli Unrau?
24. Jan. 2024 / Campusleben
Und jeder ging beschenkt nach Hause … Lilli Unrau
Es gibt Menschen, für die sich das Wort „Ruhestand“ nicht eignet. Eine dieser immer dynamischen Persönlichkeiten ist Lilli Unrau. Sie wurde im Ural geboren, wuchs in Kirgisien (in der ehemaligen Sowjetunion) auf, absolvierte ein Studium in Englisch und englischer Literatur und arbeitete in der Sowjetunion als Lehrerin. 1989 kam sie mit ihrer Familie zurück in das Heimatland ihrer Vorfahren und fand schnell eine Anstellung an der Ost-Akademie, einer von der Bundesregierung finanzierten Bildungseinrichtung, die als An-Institut zur Leuphana-Universität Lüneburg gehörte. Als die Bundesregierung 2003 die Einstellung der Finanzierung der Ost-Akademie beschloss, bedeutete das auch eine berufliche Neuorientierung für Lilli. Wo sollte sie jetzt arbeiten? Beim Durchblättern all der Informationen, die sie in ihrem Postfach in der Adventgemeinde Lüneburg fand, fiel ihr Blick auf eine Stellenanzeige für das Akademische Auslandsamt der Theologischen Hochschule Friedensau. Das sollte ihr neuer Arbeitsplatz werden.
Die Kollegen sagten einfach: Frag Lilli!
Von 2004 bis 2019 leitete sie zuerst drei Jahre das akademische Auslandsamt und wurde dann gefragt, ob sie als Dekanatssekretärin in den Fachbereich Theologie wechseln würde. Schon vom ersten Tag an war Lilli mehr als nur eine Angestellte. Wer sich um die Belange ausländischer Studierender kümmert, der sieht sich schon bald mit teils großen Problemen konfrontiert. Doch für Lilli waren Probleme kein Grund zur Resignation, sondern spornten sie umso mehr an, Lösungen zu finden. Wenn die Arbeitszeit in ihrem Büro zu Ende war, dann lud sie Studentinnen und Studenten zu sich nach Hause ein. Jeder war willkommen. Und jeder ging beschenkt nach Hause. Und was die Arbeit im Dekanat betraf: Die Kollegen sagten einfach: Frag Lilli! Sie war ein Segen für die Hochschule. Sie verkörperte etwas, was man früher den „Friedensauer Geist“ nannte: Die Bereitschaft, mehr zu tun, als unbedingt notwendig gewesen wäre.
Auch im Ruhestand aktiv
Mit dem Eintritt in den Ruhestand zog sie in die Nähe ihrer Kinder nach Boizenburg. Schon von vornherein stand fest, dass es kein Ruhestand mit Nichtstun werden würde! Dazu besucht Lilli auch viel zu gerne andere Länder und lernt neue Menschen kennen. Es dauerte nicht lange, und schon war sie wieder voll eingespannt. Zunächst natürlich mit ihren Enkeln, aber wenig später half sie Kindern, die Unterstützung in der Schule brauchten. Zunächst war es ein Minijob an einer Grundschule und eine Arbeit mit ausländischen Kindern – Lilli ist halt durch und durch Lehrerin. Als dann die Flüchtlinge aus der Ukraine kamen, wuchs das ehrenamtliche Aufgabenfeld weiter: Behördengänge, Sprachunterricht auch für ältere Leute, die Organisation des Lebens in einem fremden Land, die Integration in die Gemeinde. Und das alles im Ruhestand. Danke, Lilli!
Dr. theol. Johannes Hartlapp