Wenn der Partner anders glaubt …

24. Jan. 2024 / Wissenschaft & Forschung

Was bedeutet „anders glauben“? Unterschiedliches kann sich dahinter verbergen: Ein Partner ist Christ, der andere Atheist. Auch kann es bedeuten, eine Christin ist mit einem Moslem oder Juden verheiratet (religionsverschieden). Oder beide sind Christen, singen aber aus unterschiedlichen Gesangbüchern (konfessionsverschieden). Schließlich können zwei Menschen in einer Paarbeziehung in der gleichen Glaubenstradition sozialisiert und beheimatet und dennoch sehr unterschiedlich in Fragen des Glaubens unterwegs sein – die eine zum Beispiel konservativ mit inniger Frömmigkeit, der andere eher liberal mit wenig Glaubensausrichtung im Alltag.

Die eher kritische Betrachtungsweise

Wie gehen wir aber mit religions- oder konfessionsverschiedenen Paarbeziehungen um? Adventisten sehen solche Partnerschaften für Mitglieder der eigenen Freikirche eher kritisch. Lebensstil (Ernährung ist ja nur ein Aspekt!), Gottesdienstbesuch (Sabbat oder Sonntag), Tauffrage (wenn der Partner wünscht, dass die Kinder als Säuglinge getauft werden) sind wesentliche Themen, die bei konfessions- oder religionsverschiedenen Partnern berührt werden. Das kann schnell zu Spannungen führen und bietet definitiv Herausforderungen. Dennoch nehmen konfessions- und religionsverschiedene Partnerschaften zu – auch in der Adventgemeinde.

Gelebter Glaube wirkt

Die Forschung belegt, dass sich ein gesunder, gelebter Glaube positiv auf alle Bereiche einer Partnerschaft auswirkt, natürlich insbesondere, wenn die Partner diese Spiritualität miteinander teilen. Und genau an dieser Stelle wird es spannend und lebenspraktisch. Tatsächlich sind zwei tiefgläubige Partner unterschiedlicher Konfession, die ein gemeinsames Glaubensleben praktizieren, in ihrer Beziehung trotz unterschiedlicher Gesangbücher stärker, als Partner einer Konfession, die ihren Glauben kaum miteinander ausleben. (Unterschiedliches Liedgut ist sogar eine Bereicherung, steht aber hier auch für unterschiedliche Glaubenserkenntnisse.)

Perspektive aus der Paarberatung

Als Paarberater liegt mir deshalb besonders am Herzen, die Spiritualität zu fördern, den Glauben zu stärken. Aber natürlich auch über Unterschiede (die es ja sogar in der eigenen Konfession gibt) ins Gespräch zu kommen. Und als Ehepartner in einer konfessionsverbindenden Ehe freue ich mich über geteiltes geistliches Leben, intensive theologische Diskussionen, gemeinsame Gebetserfahrungen und Einheit in Christus, die jede Woche in zwei Gottesdienstbesuchen zum Ausdruck kommt. Nein, das ist nicht immer leicht und bietet kein Patentrezept. Doch ist es Teil der Realität, dass wir mit Partnern, die anders glauben, umgehen müssen, aber auch geistlich umgehen können – mit Liebe und Respekt.

Prof. Andreas Bochmann, Studiengangsleiter Counseling (Ehe-, Familien- und Lebensberatung) an der ThHF