Wir gedenken Hans Jürgen Wittig

03. Apr. 2024 / Campusleben

Hans Jürgen Wittig (1935–2023)

Wer Hans Jürgen Wittig einmal bei einer Stadtführung in Rom oder einer anderen Stadt erlebt hat, wird sich noch nach Jahren daran erinnern. Das waren außergewöhnliche Erlebnisse!

Geboren in eine Predigerfamilie, lernte er Geschichte früh kennen und sie begeisterte ihn ein Leben lang. Als Realschullehrer versah er etwa 40 Jahre seinen Dienst, und er wusste genau, wie die Ohren seiner Schüler sich spitzen, wenn Geschichten erzählt werden. Genau das konnte er.

Er lehrte in Friedensau „Deutsch für Ausländer“

Aber er wollte den Dingen auch tiefer auf den Grund gehen. Er wollte Geschichte nicht nur kennen, sondern auch verstehen, gerade als Adventist, der davon ausgeht und darauf wartet, dass Gott unserer Geschichte ein Ende setzt. Als er in den Ruhestand trat, erhielt er eine Anfrage von der Theologischen Hochschule Friedensau, die Verantwortung für den Kurs „Deutsch für Ausländer“ zu übernehmen. Er sagte zu und kam 1999 nach Friedensau. Bis 2006 bereicherte er die Hochschule mit seinem Wissen und seiner Persönlichkeit – und das alles auf ehrenamtlicher Basis!

Er engagierte sich für Friedensau und seine Kirche

Jürgen Wittig war gern in Friedensau, das betonte er immer wieder. Hier fand er viel von dem, was er mit Freuden tat: Neben dem Deutschunterricht referierte er zum Beispiel bei Bibliothekslesungen über Themen der Weltgeschichte. Er liebte Bücher, und in der Hochschulbibliothek fand er mehr als genug entsprechende Literatur. Er liebte die lateinische Sprache und half Studentinnen und Studenten gern beim Übersetzen von Texten und Zitaten, die sie für ihre Forschungsarbeiten benötigten. Und er liebte seine Kirche auch und gerade, wenn er z.B. in Aphorismen brisante theologische Fragen ansprach: So hat ihn die Frage nach der Wiederkunft oder der Verzögerung der Wiederkunft ein Leben lang begleitet. Der Umgang mit diesem Fragenkomplex weckte sein Interesse an der Gnosis, jener philosophischen Strömung, die schon Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts die Christenheit in Atem hielt, weil sie die Parusie innerweltlich umdeutete. Wer Jürgen Wittig ein wenig näher kannte, wusste um seine warnende Stimme vor moderner Gnosis.

Als er seinen Dienst in Friedensau beendet hatte, blieb der Kontakt weiter bestehen. Nun ist er am 28. Dezember 2023 ruhig eingeschlafen und wurde auf dem Bergfriedhof Heidelberg zu Ruhe gelegt (Text: Dr. theol. Johannes Hartlapp | Bildrechte: privat).